Dauerhafte Mehrarbeit führt innerhalb sehr kurzer Zeit zu einer Reduktion der Tagesleistung. Das führt dazu, dass die Leistung einer zusätzlichen halben Schicht benötigt wird, um die reduzierte Tagesleistung nachzuarbeiten. Dies wird auch als Ressourcenallokationseffekt bezeichnet. Im Folgenden erfahren Sie, was es mit diesen Effekt auf sich hat und wie Sie diesen in Ihrem Unternehmen nachweisen können. 

Der Akku ist leer – Zeit für die Fahrt mit halber Leistung

Kennen Sie das? Vor jedem Urlaub oder auch vor einem langen Wochenende hat man das Gefühl, dass der Akku leer ist. Man schleppt sich nur noch so hin, bis der Urlaub endlich beginnt.

Dieses Phänomen entspricht der Ressourcenallokation – der Zuordnung und Verteilung knapper Güter. Im Fall des Mitarbeiters handelt es sich bei dem knappen Gut um die Energie, die zur Erfüllung der Arbeit unbedingt notwendig ist. Die Verteilung und Zuordnung der Energie erfolgt bei uns Menschen quasi im Blindflug. Unser Körper reguliert weitgehend selbstständig, wie die Ressource „Arbeitskraft“ zu verteilen ist.

Die Effekte dieses Automatismus lassen sich beispielsweise hervorragend an der produzierten Menge feststellen. Unsere Untersuchungen und Analysen haben gezeigt, dass nach ca. 4-6 Wochen regelmäßiger Überstunden die Ressourcenallokation zum Tragen kommt.

Wir konnten nachweisen, dass bei regelmäßiger Mehrarbeit die Leistung pro Schicht um bis zu 12% niedriger ausfällt, als in Vergleichsperioden ohne Mehrarbeit. Übertragen in die Funktion einer Normalverteilung, also nach Ausschluss extremer Werte, lag die Produktivität nach 5 Wochen dauerhafter Mehrarbeit (1 Wochenschicht mehr) um 8,7% niedriger, nach 10 Wochen bereits um 9,9%.

Bei einem regulären 3 Schichtbetrieb mit normalerweise 15 Schichten pro Woche, wurde schon nach 10 Schichten eine „Aufholschicht“ notwendig, um die geringere Schichtproduktion zu kompensieren. In der Folge erzielte die zusätzliche Schicht kaum bis keine Effekte, sie war also vollkommen unproduktiv.

Auch hier regulieren die Mitarbeiter automatisch die Anpassung der Tagesleistung an die gesteigerte Wochenleistung, indem sie unbewusst die Energie anstatt auf 5 Schichten auf 6 Schichten verteilen.

Der Weg aus der Abwärtsspirale 

Zunächst müssen Sie analysieren, ob und wenn ja, wie stark Ihr Unternehmen vom Ressourcenallokationseffekt betroffen ist. 

Ist Ihr Unternehmen betroffen, gilt es die Ursachen herauszufinden und die Folgen abzuschätzen.

Ansatzpunkte zur Vermeidung respektive zur deutlichen Reduktion des Effektes bei Schichtarbeit finden sich in der Ausgestaltung des Schichtsystems selbst. Hier sind Lösungen angeraten, die die zusätzliche Mehrarbeit auf weitere Schultern verteilt. Dies gelingt mit Methoden zur Gestaltung diskontinuierlicher Schichtsysteme, mit Hilfe übergroßer Schichtmannschaften oder der Bildung größerer Schichtgruppen mit Förderung des flexiblen Personaleinsatzes.

Analog zum Schichtbetrieb gibt es auch für andere Arbeitsformen evidente Maßnahmen, um den Ressourcenallokationseffekt zu reduzieren oder zu vermeiden. 

Unter anderem mit diesem Thema beschäftigt sich das Projekt “Überstunden-Helden”, zu dem wir Sie herzliche einladen. Gemeinsam mit der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) sind wir auf der Suche nach Unternehmen, die in einem Pilotprojekt eine Lösung für das Phänomen Überstunden in der Praxis testen.

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