Seit Jahren steigt die Zahl an Überstunden wieder an und konzentriert sich zudem auf einzelne Mitarbeitergruppen immer stärker.

Was Überstunden mit Fröschen gemeinsam haben

Kennen Sie die Geschichte vom Frosch, der aus dem kochenden Wasser hüpft, wenn er darin hineingeworfen wird? Und dem Frosch, der bereits im Wasser sitzt, was langsam erhitzt wird, der nicht flüchtet und dort dann auch verendet?

Mittlerweile sind die ÜberstundenHelden recht bekannt und so kommt es vor, dass ich immer mal wieder in Gespräche zum Thema gerate. Gestern Abend auf einem Winzerfest war es mal wieder soweit. Ein Bekannter – selbstständig seit 20 Jahren, erfolgreich tätig in der Mietwagenbranche und dem Flottenmanagement für Konzerne wollte mehr wissen. Aber eigentlich ging es ihm darum, mich davon zu überzeugen, dass Überstunden alternativlos sind.

Von diesem Gespräch, der Haltung und den Fakten möchte ich heute in diesem Blogartikel berichten. Fangen wir mit den Fakten an.

Fast jeder zweite Beschäftigte leistet JEDE Woche mehr als 2 Überstunden.

·         22% leisten zwischen zwei bis fünf Überstunden

·         15 % fünf bis zehn Überstunden und

·         9 % mehr als zehn Überstunden.

Gemeinsame Projekt ÜberstundenHelden mit BAuA

Diese Ergebnisse wurden im Rahmen der Arbeitszeitstudie Deutschland (2016) durch die BAuA erhoben. Sind also wissenschaftlich mit hoher Güte und Wahrheitswert ermittelt worden. Auch in seinen Niederlassungen kommt es immer wieder zu Überstunden – regelmäßig jede Woche. Und doch sind diese Überstunden alternativlos.

Denn es passiert seiner Ansicht nach immer wieder, dass externe Faktoren, die nicht zu beeinflussen sind, Überstunden erforderlich machen. Also jede Woche passiert „Unerwartetes“ oder „Nicht Planbares“ was den „normalen Prozess“ aus dem Takt bringt und nur durch mehr Zeit und Aufwand zu bewältigen ist.

Als Beispiel führte er den Wirbelsturm „Kyrill“ an, der zu großen Schäden im Rheinland und Ruhrgebiet geführt hatte. Viele Oberleitungen waren beschädigt, Züge fielen aus, Menschen strandeten an Bahnhöfen und Flughäfen und saßen fest. Genau in solchen Situationen ist man darauf angewiesen Überstunden zu leisten, denn es geht darum Menschen wieder mobil zu machen. Menschen in einer Notsituation zu helfen!

Klar wollte ich wissen, ob diese Situation jede Woche auftaucht – Kyrill war 2007 – also vor 12 Jahren.

Überstunden und Kyrill

Natürlich ist Kyrill heute nicht mehr für die Überstunden verantwortlich – aber damals schon. Heute fehlt es mal an Personal. Die Öffnungszeiten sind nicht immer passgenau abzudecken. Natürlich gibt es Fluktuation in der Branche und gerade neue Mitarbeiter brauchen mehr Zeit. Dann hat auch noch der ganze Papierkram zugenommen und verbraucht mehr Kapazitäten. Dann sind die Mitarbeiter heute nicht mehr das was Sie mal waren. Optimierungsprogramme der Mutter führen zu erhöhten Verwaltungsaufwänden. Auch dort wechselt das Personal schneller als gewünscht und so kommt es in der Zusammenarbeit immer wieder zu Störungen, die Zeit fressen.

Ich wollte wissen – wie viele dieser Probleme er aus eigener Kraft lösen kann. Wo seine Hebel liegen, um produktiver und für Arbeitskräfte attraktiver zu werden?

Da gäbe es nicht viel, was er selbst noch optimieren könnte. Weil er doch schon selbst jede Woche länger arbeitet – anstatt weniger. Er findet auch kaum die Zeit, die notwendig wäre, Abläufe zu optimieren, die Einarbeitung zu beschleunigen oder das Personal bspw. durch regelmäßigen Kontakt und Gespräche dauerhaft zu binden. Geschweige denn, geringer qualifiziertes Personal für den Job zu qualifizieren. Es fehlt einfach an motivierten jungen Menschen. Die Zeiten haben sich nun mal geändert. Die Jugend von heute hat falsche Vorbilder. Sie ist nicht mehr bereit sich anzustrengen!

Also in die nächste Runde! Ich wollte wissen, wenn es seiner Meinung nach wirklich so ist, dass die Jugend von heute schlechter ist als die Jugend von gestern, ob das eventuelle auch daran liegen kann, dass er seit seiner Jugend eine Menge dazu gelernt hat und einfach andere Maßstäbe anlegt. Eben genau die Maßstäbe die unsere Eltern bei der Bewertung unserer Generation angelegt haben?

Die Reaktion auf diese Frage ist übrigens fast immer dieselbe – ein Erinnern – ein Schmunzeln verbunden mit ein Schulterzucken ….

Natürlich hat man sich selbst im Verlauf der Jahre entwickelt, weil man bereit war mehr zu leisten, um mehr zu lernen. Mit der Arbeit einen Schritt in die finanzielle Freiheit und Unabhängigkeit zu gehen. Das kann man von der heutigen Jugend kaum erwarten – oder?

Interessanterweise sind genau diese Argumente und Eigenschaften der Grund, warum Menschen Unternehmer werden. Finanzielle Freiheit und Unabhängigkeit, ein schönes Leben bei freier Zeiteinteilung im vollen Bewusstsein der damit verbundenen Risiken und der uneingeschränkten Bereitschaft durch Lernen und Fleiß die Risiken zu minimieren und die Chancen zu maximieren.

Übrigens, mein Kollege hatte im letzten Jahr seinen ersten Herzinfarkt. Vielleicht weil er seit Jahren jede Woche Überstunden leistet? Jedes Jahr ein paar mehr! Vielleicht ist er der Frosch, der im Wasser sitzen bleibt. Selbst dann nicht herausspringt, wenn das Wasser zu kochen beginnt.

Räumen Sie auf mit den alten Mythen von Überstunden. Bewerten Sie ihre Situation doch mal von einer anderen Perspektive. Informieren Sie sich auf Überstundenhelden.de

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